Luana by Luiza Sauma

Luana by Luiza Sauma

Autor:Luiza Sauma [Sauma, Luiza]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783455000047
Herausgeber: Hoffmann und Campe
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Es wurde zu einem festen Ritual, Luana mit der Wäsche zu helfen und danach mit ihr Musik zu hören. Sie brauchte meine Hilfe nicht – in Wahrheit hielt ich sie bloß auf –, aber sie wies sie auch nicht zurück. Manchmal war es ein Mittwochabend, wenn Rita Thiago zu einem seiner vielen Hobbys brachte und mein Vater bis spätabends arbeitete. Manchmal war es ein Samstagmorgen, wenn ich in der Klinik nicht gebraucht wurde, oder ein Sonntag, an dem sie nicht freihatte. Rita ging gewöhnlich zum Markt und nahm Thiago gelegentlich mit. Manchmal ermunterte ich ihn, sie zu begleiten, erzählte ihm, ich hätte auf der Straße einen Mann gesehen, der Welpen verkaufte, oder gab ihm Geld für ein Eis.

Eines Sonntags fügte sich alles zusammen. Mein Vater arbeitete, Rita war einkaufen und Thiago beim Fußballtraining. Ich begab mich auf die Suche nach Luana und fand sie im Waschbereich im hinteren Teil der Küche, mit einem Korb frischer Wäsche.

»Thiagos Sachen«, sagte sie.

»Gut. Ich kann nicht behaupten, dass es mir letzte Woche besonderen Spaß gemacht hat, die Unterwäsche meines Vaters aufzuhängen.«

Sie lachte ihr süßes Eselslachen und ließ den Wäscheständer herunter. Ich holte ein Kleidungsstück aus dem Korb – Thiagos Supermann-Schlafanzugoberteil –, schüttelte es aus und steckte es fest. Sie nahm die passende Hose und hängte sie ebenfalls auf. So fuhren wir fort, arbeiteten uns schnell und schweigend durch den Wäschekorb hindurch. Selbst heute kann ich die Seife noch riechen, ihren leichten Kokosduft. Die feuchte Kühle der Wäsche, die über uns schwebte. Ihre braunen Arme, die elegant und anmutig die Wäsche aufhoben und feststeckten. Die Aussicht aus dem Fenster auf die Betonbauten, in denen das Leben pulsierte, und die dunklen Berge dahinter. Schon bald lag nur noch eine Socke im Korb. Wir blickten uns an und griffen gleichzeitig danach. Unsere Hände berührten sich leicht, ein Daumen einen Finger, aber wir zuckten nicht zurück. Blieben bloß dort, spürten das kleine Stück Haut. Dann hielt ich ihre Hand. Unsere Hände bewegten sich wie von allein, und wir hatten keine andere Wahl, als ihnen zu folgen.

Luana wandte sich mir zu, und ich sah sie an. Ein feiner Schweißfilm auf ihrer Haut. Diese grünen Augen. Feuchte Wäsche. Mein Puls raste durch jeden Teil meines Körpers, von meinen Augen zu meinem Penis zu meinen Zehen. Nervosität und Erregung. Meine Lippen berühren ihre. Luana roch nach Kokos, Schweiß und einem Hauch Parfüm. Ein Sonnenstrahl fiel durchs offene Fenster herein und brannte mir im Nacken, bis Luana eine Hand darüberlegte, mich näher zu sich heranzog, sodass sie meine Erektion an ihrem Bauch spüren musste.

Sie wich zurück und sagte: »Was tun wir da? Wir sollten das nicht tun.«

»Ich weiß.«

Wir küssten uns wieder, mehrere Minuten lang, bis sich meine Lippen wund anfühlten. Sie legte mir eine Hand auf die Brust und stieß mich von sich.

»Das reicht«, sagte sie. »Es ist merkwürdig.«

»Ich weiß.«

Was sollte ich sonst sagen außer: Ich weiß, ich weiß, ich weiß.

»Es tut mir leid, André.«

»Mir tut es nicht leid«, sagte ich und zupfte an ihrem Ärmel.

»Wir können nicht zusammen sein.«

Ich hatte nicht vor, mit ihr zusammen zu sein.



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